Herbstexkursion "30 Jahre Reaktivierung der Eistalbahn"
Sa, den 13.10.2024
11. Netzwerktreffen – "Auswirkungen des Riedbahn-Ersatzverkehrs – kritische Analyse aus der Praxis" – Do, den 06.08.2024 ab 19.30 Uhr
Über die Auswirkungen des Ersatzkonzeptes während der Riedbahn-Generalsanierung auf die Fahrgäste wurde auf dem digitalen Netzwerktreffen am 06.08.2024 diskutiert. Auch die neue Oberleitung auf der Nibelungenbahn zwischen Hofheim und Bürstadt wurde thematisiert. Hierzu hat bergstraße.mobil eine schriftliche Anfrage an die DB InfraGO geschickt. Die Antworten daraus wurden auf der Sitzung vorgestellt.
Die Generalsanierung der Riedbahn wühlt den Fahrplan vieler Bahnlinien in der Region ordentlich auf. Noch nie hat eine einzige Baustelle zu solch umfangreichen Fahrplanänderungen in der Region geführt. Noch bis zum europaweiten Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 will die DB InfraGO die Sanierung beendet haben. Dass die Sanierung der Infrastruktur in dieser Form nötig ist, ist für das Netzwerk bergstraße.mobil unstrittig. Auf seinem digitalen Treffen, haben zehn Teilnehmende über die Auswirkungen des Ersatzkonzeptes diskutiert.
Am Mannheimer Hauptbahnhof, der von den Ersatzbuslinien in der sogenannten Schwachverkehrszeit angefahren wird, kritisierte eine Teilnehmerin die beschränkten Platzverhältnisse im Umfeld der zwischen Empfangsgebäude und Fernbusbahnhof liegenden Ersatzverkehr-Haltestelle. Unter den zeitweise vielen gleichzeitig dort parkenden Bussen und Taxen sei die Situation nicht nur für Ortsunkundige sehr unübersichtlich. Barrierefrei ist der Zustieg an dieser Stelle ebenfalls nicht.
Auf Shuttlebus in Biblis hätte verzichtet werden können
In Biblis halten die Ersatzbuslinien an einer von der Ortsmitte aus für Fußgänger nur schwer zugänglichen Haltestelle im Gewerbegebiet. Der Bahnübergang am Friedhof wird im Rahmen der Generalsanierung abgebaut und kann währenddessen nicht genutzt werden. Die Unterführung am Bahnhof ist ebenfalls während der Bauarbeiten gesperrt. Daher pendelt alle 15 Minuten zwischen der Ortsmitte und der Ersatzverkehr-Haltestelle im Gewerbegebiet ein Shuttlebus. Ein weiterer Teilnehmer beklagt die damit verbundenen Reisezeitverlängerungen – zusätzlich zum ohnehin vorhandenen Mehraufwand gegenüber der Bahn.
„Auf dieses umständliche und fahrgastferne Konzept hätte gut verzichtet werden können. Die Haltestellen, die der Shuttlebus in der Ortsmitte bedient, hätten problemlos auch direkt durch die Busse der Linien RE70 und S91 angefahren werden können. Dadurch wäre auch die zeitaufwändige Stichfahrt von der B44 für hunderte Pendlerinnen und Pendler vermeidbar gewesen“, kritisiert Peter Castellanos, Sprecher des Netzwerk bergstraße.mobil. Es sei bedauerlich, dass hier keine fahrgastorientierte Lösung gefunden wurde, nur weil die Gemeinde die großen Busse nicht in der Ortsmitte sehen wollte.
Fehlende Abstimmung mit Regionalbussen und verbesserungswürdiges Konzept an der Bergstraße
Die Auslastung der Ersatzbuslinien entlang der Riedbahn sei nach den Beobachtungen der Sitzungsteilnehmenden moderat bis gut. Sitzplätze seien ausreichend vorhanden. An der Bergstraße auf den Linien 67N und 67S würden die meiste Zeit nur wenige bis gar keine Fahrgäste mitfahren, so die Beobachtung eines Sitzungsteilnehmers aus Bensheim. Da diese beiden Linien parallel zur weiterhin in Betrieb befindlichen Main-Neckar-Bahn fahren und somit allein für die Mobilität zwischen den kleineren Orten an der Strecke vorgesehen sind sei das zu erwarten gewesen.
„Die Hauptrelationen werden weiterhin über die Bahn bedient, während die Nachfrage im kleinräumigen Bereich mit dem Bus bewältigt wird. Aus ökologischer Sicht wäre eine Integration des Ersatzverkehrs in die Linie 670 mit Halt an allen Bushaltestellen nach dem Vorbild in Bürstadt mit der Linie 652 deutlich ressourcenschonender gewesen. Das haben wir auf der Fahrplankonferenz im Frühjahr angeregt, allerdings offensichtlich ohne Wirkung. So beobachten wir nun zwischen Alsbach und Bensheim diesen nutzlosen Parallelverkehr zur vorhandenen Buslinie 670“, beklagt Netzwerk-Sprecher Peter Castellanos die fehlende Umsetzung der Kundenwünsche.
Besonders ärgerlich aus Fahrgastsicht sei die nicht erfolgte Abstimmung der Regionalbusse des Kreises auf die neuen Fahrzeiten der Bahnen. Möchte man beispielsweise aus dem Lautertal kommend (Buslinie 665) Richtung Frankfurt fahren, müsse man nun 5 Minuten länger auf den Zug warten. Ähnlich ist es mit Blick auf den gleichen Anschluss von und nach Einhausen mit der Linie 640. Wenn das noch als verschmerzbar empfunden wird, muss die Situation in Fahrtrichtung Süden betrachtet wrden. Von und nach Heidelberg bzw. Mannheim muss in der Regel 25 Minuten auf den Anschluss gewartet werden. Vor dem Ersatzfahrplan zur Generalsanierung waren es rund 6 Minuten.
„Wir reden hier von bis zu 20 bis 30 Prozent der Busnutzenden, die auf diese Anschlüsse angewiesen sind. Wer Alternativen hat, hat dem ÖPNV mit großer Sicherheit den Rücken zugewendet. Die Generalsanierung und das damit verbundene Fahrplankonzept wurde mit einem sehr großen Vorlauf angekündigt. Dass der Kreis Bergstraße und VRN hier nichts unternommen haben, um die Busfahrpläne auf die Bahn abzustimmen, lässt deren Nahverkehrsmanagement nicht in gutem Lichte erscheinen und zeugt von einem gewissen Desinteresse am ÖPNV-Kunden“, bedauert Castellanos die Untätigkeit, die für bergstraße.mobil aber mit Blick auf andere Baustellen in der Vergangenheit nicht überrasche.
Neue Oberleitung zwischen Bürstadt und Hofheim wird nicht wieder abgebaut
Anlässlich der Riedbahn-Generalsanierung hat die DB InfraGO relativ überraschend den Abschnitt der Nibelungenbahn zwischen Hofheim und Bürstadt mit einer Oberleitung ausgestattet. Schon vor deren Fertigstellung brodelte das Gerücht, dass die Oberleitung nach Abschluss der Generalsanierung wieder abgebaut würde. Dem Widerspricht die DB InfraGO in ihrer Antwort auf die Anfrage von bergstraße.mobil vehement.
Eine Elektrifizierung der verbliebenen ca. 15 km von Bürstadt bis zum Abzweig zur Main-Neckar-Bahn bei der Firma Sirona in Bensheim sei seitens DB InfraGO allerdings derzeit nicht geplant, wie weiter aus dem Antwortschreiben hervorgeht. Hierfür müssten zwei Schaltposten der DB Energie in Hofheim und Bensheim eingerichtet, die Leit- und Sicherungstechnik angepasst und der Gleiskörper im Bahnhof Bürstadt tiefergelegt werden, um die notwendige lichte Höhe für die Oberleitung unter der Bahnbrücke herstellen zu können. Alles sehr aufwendige und kostspielige Maßnahmen. Die Frage, ob dies bis 2037 zur Neuausschreibung des Bahnlinienbündels „Dieselnetz Südwest“, in dem die Nibelungenbahn enthalten ist, vorstellbar ist, wurde bejaht. Voraussetzung dafür sei allerdings eine zeitnahe Initiierung der Planungsphasen einschließlich Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Eventuell wäre dank Erleichterungen im Bundesrecht auch eine frühere Umsetzung möglich. Finanziert werden müsste dieses Vorhaben durch den Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr in Kombination mit – je nach Höhe der Kosten – Fördermitteln von Bund oder dem Land Hessen. Eine Beteiligung der DB an der Finanzierung sei grundsätzlich nicht vorgesehen ist aus der Antwort von DB InfraGO zu lesen.
„Für uns war die Beantwortung unseres Fragenkatalogs durch die DB InfraGO sehr aufschlussreich. Wenn wir vom Diesel auf der Nibelungenbahn wegkommen wollen, muss der Kreis Bergstraße als Hauptnutzer der Infrastruktur gemeinsam mit den benachbarten Aufgabenträgern des Schienenpersonennahverkehrs alternative Antriebe prüfen“, regt Castellanos an. „Dass wir nun ohne Beteiligung der kommunalen Seite plötzlich eine Teilelektrifizierung bekommen haben ist sehr zu begrüßen. Der Gedanke liegt nun nahe, ein Elektrifizierungskonzept für die RB63 zu wählen das diese neue Infrastruktur einbezieht. Hier drängt sich die im laufenden Betrieb bei dichter Taktung besonders kostengünstige Oberleitung und damit verbunden eine Integration in das Netz der S-Bahn Rhein-Neckar regelrecht auf“, so Castellanos abschließend.
Anfrage bergstraße.mobil mit Antworten DB InfraGO AG zur Elektrifizierung der Nibelungenbahn
10. Netzwerktreffen - "Farbe bekennen zu Nachhaltiger Mobilität!"
Do, den 21.09.2023 ab 19 Uhr
"Chancen & Perspektiven der Überwaldbahn" - 01.10.2022
Den Veranstaltungsbericht in Textform findest du bei den PRESSEMITTEILUNGEN
Bericht vorlesen lassen (Dauer ca. 8 Min.):
8. Netzwerktreffen - 15.09.2022
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Bericht "Verkehrswende noch in weiter Ferne"
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